[Zwischen]räumen

Malerei

„Die erste Art von Darstellung von Raum, die wir hier heute betrachten, ist eine Serie von fast monochronen Landschaftsbildern. Inspiriert sind diese Bilder von Ansichten der industriell-landwirtschaftlich genutzten Flächen in Almeira-Spanien aus der Vogelperspektive. Dies sind anorganisch anmutende Landschaften auf einer Fläche der Größe von 57.000 Fußballfeldern unter Plastik und durchfurcht von Straßen. Von der Natur scheinen sie vollkommen entfremdet. Sie liegen zwar räumlich-geografisch weit entfernt von unseren Städten, doch auch unsere Lebensmittel werden hier hergestellt. Was wir nicht sehen, aber wissen können: Pflanzenschutzmittel belasten den Boden und das schwindende Grundwasser. Es wird Müll produziert und die Arbeitsbedingungen sind problematisch.

Frühere abstrakte Landschaftsbilder der Serie ‚Textura Castellana' der Künstlerin stehen dazu im Kontrast. Sie wurden von reichhaltigen Landschaften inspiriert und waren von satter Farbigkeit. Sie erzählten von organisch gewachsenen Strukturen, fruchtbaren Feldern und lebendigen Beziehungen. Gemeinsam ist beiden Serien, dass Jutesäcke als Material verwendet wurden, die für Kritik an industriellen Produktionssystemen stehen. Für den globalisierten Warentransport wird der natürliche Rohstoff seinem Ursprung entrissen, als Transportverpackung instrumentalisiert und schließlich mit all seinen Gebrauchsspuren als Abfallprodukt entsorgt. Der grobe Jutesack wird bei Fóthy zur symbolträchtigen Leinwand, auf der sich die Kritik an diesem Zyklus widerspiegelt.

In der früheren Arbeit maximiert sie die Wirkung der organischen Struktur des Materials: Strukturen, als Ausdruck von unverwechselbarer Individualität. Raum wurde auch durch plastische Struktur angedeutet. In der heute gezeigten Arbeit wird die Entfremdung des Raumes (von der ‚Natur') und die Entfremdung insgesamt durch die glatte Oberfläche, die ‚Plastikfolie', dargestellt. Maximierung, Normierung, Effizienz stehen prägnant im Spannungsfeld zwischen einer Ursprünglichkeit und organischer Natur und der menschlichen Aneignung bis hin zur Entfremdung.

Neben der Materialsymbolik ist auch die Raumdarstellung von kritischer Bedeutung. Die Straßen, die sich wie ein unregelmäßiges Netz über den Raum legen, wirken mit der zunehmenden Verkürzung wie eine Parodie auf die Zentralperspektive. Den Raum nach dem Prinzip der Effizienzmaximierung durchziehend, gleiten sie wie ein ungesunder, pechschwarzer Fluss zum Fluchtpunkt gegen den Horizont, der wie ein Abgrund den Bildrand säumt.

Stefanie Mallon, 2018

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