„Das Volk über den Barrikaden“

El pueblo sobre las barricadas


„Mit der Art und Weise der Bilderzeugung reagiert Teréz Fóthy auf die selbstreferenzielle Auseinandersetzung mit ihrer Kunst, die sie zuvor erschuf. Und es gelingt ihr mit dem Versuch, die eigene Geschichte zu pflügen und diese mit ihren gesellschaftlichen und politischen Hintergründen zu vermischen, ein weites neues und spannendes Experimentierfeld aufzumachen und am Ende überraschend frische Bilder zu erzeugen.

„Die Situationisten wollten ja mal den Harz erwandern anhand eines Stadtplans von London. Und das kann man ja auch auf die Malerei übertragen: dass man in der modernen Ikonografie absurde Welten zusammenbringt, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben, um dadurch Auslösemomente zu finden für ganz neue Formen oder auch Inhalte."

Teréz Fóthy geht gleich mit mehreren nicht passenden Stadtplänen durch die Welt und durchmischt dabei einiges. Es sind viele Dinge, die die Kosmopolitin mit sich rumträgt und die sie zu ordnen versucht. Ihre Arbeitsweise ist hierbei sicher nicht von logischem Denken durchdrungen, sie wird vielmehr bestimmt durch subjektive Manipulation. Sie betreibt vielmehr eine persönliche Wahrheitsfindung als Künstlerin und nicht als Wissenschaftlerin oder politisch ambitionierte Weltenbürgerin.

Die drei Bilder, von denen ich spreche, nennt sie „Übermalungen". Das Bild mit dem Titel „Das Volk über den Barrikaden" war ihr erstes Bild in dieser Vorgehensweise und hat einen kunstgeschichtlichen Bezug. Die Vorlage stammt von Eugéne Delacroix, „Die Freiheit führt das Volk" von 1830. An die Stelle der von Delacroix vormals eigens getauften barbusigen Marianne setzt Teréz Fóthy sich selbst, jedoch mit Besen und Pinsel statt Flagge und Gewehr in der Hand. Sie folgt damit der Tradition einiger Maler, sich selbst als Zeitgenossin in das Bild zu integrieren. Auch Delacroix hat sich mit Gewehr im Bild in Szene gesetzt, obwohl er an dieser Revolution im Juli 1830 nicht teilgenommen hat. „Habe ich schon nicht gekämpft, so will ich zumindest für unser Land malen". In Teréz Fóthys Bild sind gleich mehrere barbusige Frauen hineingezeichnet worden und behelmte Polizisten verweisen auf den Kampf gegen die heutigen diktatorischen Regierungen. Sich selbst und ihre Mitstreiterinnen hat sie durch ihre Übermalung wieder verschwinden lassen. Geblieben sind nur die uniformierten Polizisten, ein malerischer heller pastöser Hintergrund und eine schwarz-graue mit agressivem Duktus gepinselte Fläche über den Schutzhelmen (Dörner 2014)"

Interview mit H-P.Zimmer Gruppe SPUR 1958-1965; Galerie Schübbe, S. 63

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